Heute erlebt die Europäische Union eine dritte industrielle Revolution. Angetrieben wird sie durch die allmähliche Verschmelzung von drei Technologien: einem digitalen Internet für die Kommunikation, einem digitalen Internet für erneuerbare Energien und einem digitalen Internet für die automatisierte Mobilität.
Im 19. Jahrhundert gaben dampfgetriebene Druckmaschinen, der Telegraf, die Kohle und Lokomotiven den Anstoß zur ersten industriellen Revolution. Im 20. Jahrhundert brachten uns Elektrizität, Telefon, Radio und Fernsehen, billiges Öl und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren die zweite industrielle Revolution. Und heute erlebt die Europäische Union eine dritte industrielle Revolution. Angetrieben wird sie durch die allmähliche Verschmelzung von drei Technologien: einem digitalen Internet für die Kommunikation, einem digitalen Internet für erneuerbare Energien und einem digitalen Internet für die automatisierte Mobilität.
Diese drei Internet-Technologien fußen auf der Infrastruktur des Internets der Dinge. Sie werden von Grund auf verändern, wie Kommunikation, Energie und Mobilität in der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts organisiert werden. Im Internet der Dinge sorgen Sensoren dafür, dass Geräte miteinander und mit Internetnutzern kommunizieren und jederzeit aktuelle Daten liefern. Schon heute haben wir 14 Milliarden Sensoren in Warenlagern, Straßennetzen, Fertigungsbändern, Stromübertragungsnetzen, Büros, Wohnungen, Geschäften und Fahrzeugen. Sie speisen fortlaufend große Datenmengen in das Kommunikations-, das Energie- und das Mobilitäts-Internet ein. Bis 2030 werden vermutlich mehr als 100 Billionen Sensoren Daten sammeln und übertragen.
Private Unternehmen und Behörden können heute große Datenmengen auswerten und Algorithmen entwickeln, um ihre Produktivität zu steigern, den Klimawandel zu bekämpfen und die Kosten für Produktion, Vertrieb, Konsum und Recycling von Waren und Dienstleistungen zu senken. Das macht Unternehmen wettbewerbsfähiger, wird aber in der Zukunft die Art und Weise wie wir in einer globalisierten Welt Wirtschaft betreiben grundlegend verändern. Die Grenzkosten mancher Waren und Dienstleistungen in einem intelligenten Europa werden gegen null gehen. Das heißt: Millionen Menschen können über das Internet der Dinge in der sogenannten Sharing Economy fast kostenlos Produkte herstellen und austauschen. Schon heute produziert und teilt eine digitale Generation Musik, Videos, Nachrichtenblogs, Social-Media-Beiträge, kostenlose E-Books und offene Massen-Onlineseminare zu Grenzkosten von nahe null. Das Null-Grenzkosten-Phänomen hat die Musikbranche in die Knie gezwungen, die Fernsehwirtschaft erschüttert, Zeitungen und Magazine vom Markt verdrängt und den Buchverlagen das Wasser abgegraben. Google, Alibaba, Facebook, Tencent, Twitter, YouTube und Tausende andere Internet-Unternehmen verdanken dem Phänomen ihren Aufstieg. Sie erwirtschaften satte Gewinne mit neuen Anwendungen und Netzwerken, die der Sharing Economy zur Blüte verhelfen.
Welch gewaltige Auswirkungen die Grenzkosten von nahe null auf die Informationsgüterindustrie haben, steht außer Frage. Bis vor Kurzem ging die Fachwelt aber davon aus, dass die Produktivitätsfortschritte der Digitalwirtschaft nicht auf die herkömmliche Wirtschaft übergreifen – weder auf die Energiewirtschaft noch auf andere Wirtschaftszweige, die Waren und Dienstleistungen anbieten. Der Schutzwall ist nun eingestürzt. Mit dem Internet der Dinge kann jedes Unternehmen künftig seine eigene erneuerbare Energie erzeugen und verteilen, autonome Elektrofahrzeuge gemeinsam nutzen und an 3-D-Druckern seine eigenen Produkte herstellen – zu geringen Grenzkosten oder, in der Sharing Economy, zu Grenzkosten von nahe null, wie es mit digitalen Informationen bereits geschieht.
Das sind die Chancen der neuen, intelligenten digitalen Infrastruktur im Zeitalter der dritten industriellen Revolution.