Afrika steht auch 2023 vor zahlreichen Herausforderungen. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich: eine schwächelnde Weltwirtschaft, strengere Finanzbedingungen nach der Coronapandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Diese Schocks haben zu einer hohen Inflation geführt. Unter ihr leiden vor allem die Armen, weil die Kosten für Grundnahrungsmittel und Energie gestiegen sind.
Bankensektor bleibt widerstandsfähig
Trotz des schwierigen Umfelds ist der afrikanische Banksektor weiterhin widerstandsfähig und bestrebt, die Entwicklung des Privatsektors voranzutreiben. Wichtige Kennzahlen der Banken wie Eigenkapitalquote, Rentabilität und notleidende Kredite haben sich trotz der Herausforderungen in der Region nicht verschlechtert. Dieser Erfolg war anfangs sicherlich durch die Unterstützungsmaßnahmen für den afrikanischen Bankensektor während der Coronakrise zu erklären. Diese Maßnahmen sind jedoch ausgelaufen. Die meisten wichtigen Kennzahlen der Banken sind nach wie vor solide.
Die Ergebnisse der EIB-Umfrage zu Banken in Afrika zeigen, dass sich die Sorgen der Institute im Laufe der Zeit verändert haben. Nach dem Ausbruch der Pandemie war 2021 die Qualität der Aktiva das Hauptanliegen der Branche. Für einige Banken ist das auch heute noch ein wichtiger Faktor. 2022 ließen die steigende Inflation und höhere Zinsen im Inland neue Besorgnis über die Finanzierungskosten in Landeswährung aufkommen. Diese Sorge besteht trotz höherer Überschüsse der Banken aufgrund der Nettozinsspanne fort. Die EIB-Umfrage 2023 zeigt aber, dass die Institute vor allem über die Kosten und Verfügbarkeit von Finanzierungen in Fremdwährungen besorgt sind. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Staatsanleihen, die überwiegend in Fremdwährungen wie dem US-Dollar begeben werden.
Die Gewinne der Banken werden jedoch eher von positiven als von negativen Faktoren getrieben. Höhere Zinsen und größere Geschäftsvolumina sind zwei der wichtigsten Einflussgrößen. Belastet wurden die Gewinne vor allem durch Aspekte wie Qualität der Aktiva, Rückgang der Aktivawerte und Personalkosten. Rund 80 Prozent der Banken erwarten für 2023 höhere Gewinne als 2022.
Die Hälfte der Institute, die 2023 an der EIB-Umfrage zu Banken in Afrika teilnahmen, plant eine rasche Ausweitung ihres Kreditgeschäfts in den nächsten zwölf Monaten. Gleichzeitig sind die Banken aber auch vorsichtig, und die Kreditanforderungen dürften sich verschärfen. Auch die Refinanzierung könnte sich für Institute, die ihre Geschäftstätigkeit ausweiten wollen, als Hindernis erweisen.
Index der Finanzbedingungen
Der Bericht erstellt für Afrika einen Index der Finanzbedingungen (Financial conditions index) auf der Grundlage nationaler Indizes für Nigeria, Südafrika, Ägypten und Kenia. Der Index zeigt, dass sich die Finanzbedingungen nach dem anfänglichen Schock durch die Pandemie wieder verbessert haben, vor allem aufgrund niedrigerer Zinssätze und widerstandsfähiger Aktienmärkte. Ab Mitte 2021 kam es jedoch zu einer deutlichen Kreditverknappung, weil die Inflation anzog, was zu einer Umkehr der Geldpolitik geführt und die afrikanischen Wechselkurse geschwächt hat. Das dürfte den Zugang zu Finanzierungen erschweren.
Öffentliche Finanzierung verdrängt private Kredite
Private Investitionen werden verdrängt, wenn Banken ihr Geld in Staatsanleihen anlegen, statt Kredite an den Privatsektor zu vergeben. Der sogenannte Index für den Verdrängungsgrad (Crowding out index), den wir in diesem Bericht aktualisiert haben, zeigt, dass Finanzinstitute in Afrika seit Pandemiebeginn verstärkt öffentliche Anleihen gezeichnet und damit die Kreditvergabe an den Privatsektor unter Druck gesetzt haben. Die Verdrängung wurde in den letzten Jahren auch durch die Erholung des Bruttoinlandsprodukts von den Tiefstständen während der Pandemie vorangetrieben, was die Kreditnachfrage des Privatsektors ankurbelte. Der Druck durch die Verdrängung privater Investitionen ist in Ostafrika am höchsten und in Nordafrika am niedrigsten.
Märkte für öffentliche Anleihen wachsen schnell
Die ausstehenden Staatsschulden in Subsahara-Afrika (ohne Südafrika) waren 2021 mehr als 20-mal so hoch wie 2010, in Nordafrika siebenmal so hoch. Nichtafrikanische Investoren halten Staatsanleihen in harten Währungen, die von Ländern in Subsahara-Afrika emittiert werden. Dadurch werden diese Anlagen anfälliger für die Abwanderung von Investoren, die weniger riskante Anlagen suchen. In Subsahara-Afrika werden Anleihen überwiegend in US-Dollar begeben. Das gilt für 83 Prozent der Staatsanleihen der Region in harter Währung.
Mehr Kredite für Frauen
Die EIB-Umfrage zu Banken in Afrika zeigt, dass 65 Prozent der Finanzinstitute bereits eine Gender-Strategie haben und weitere 19 Prozent eine solche Strategie in naher Zukunft einführen wollen.
29 Prozent der Erwerbsbevölkerung in Subsahara-Afrika sind Frauen, und 33 Prozent der Firmen sind frauengeführt. Es besteht also eine erhebliche Genderkluft. Von Frauen geführte Unternehmen beschäftigen mehr Frauen. Die Daten zeigen, dass gut geführte Unternehmen wahrscheinlicher von Frauen geleitet werden. Frauengeführte Firmen investieren eher in Innovation, exportieren eher Waren und Dienstleistungen und schulen eher ihre Mitarbeitenden. Mehr als die Hälfte der Banken in der Stichprobe des Umfrageberichts geben an, dass die Quote der ausfallgefährdeten Kredite bei Firmen in Frauenhand geringer ist. Auch die Zahl der Insolvenzen ist bei Unternehmen unter weiblicher Führung etwas geringer. Sie mussten während der Pandemie seltener schließen, obwohl sie genauso stark betroffen waren wie von Männern geführte Firmen.
Wachsende Klimarisiken
Angesichts zunehmender Klimarisiken ist es wichtig, das Ausmaß der Risiken zu verstehen, denen der Finanzsektor ausgesetzt ist. Der Bericht analysiert die Klimarisiken in den Bilanzen von Banken. Er prüft die Risikoposition inländischer Banken in 21 afrikanischen Ländern bei Staatsanleihen, Haushaltsschulden und Schulden verschiedener Wirtschaftszweige.
Von den 21 untersuchten Ländern haben 13 einen Bankensektor, der laut unserer Analyse einem hohen physischen Risiko ausgesetzt ist. Das bedeutet, dass physische Risiken für Banken in Afrika ein größeres Problem darstellen als die grüne Wende, da die Emissionen in vielen Ländern ohnehin niedrig sind.
Laut der EIB-Umfrage zu Banken in Afrika 2023 haben 59 Prozent der Finanzinstitute bereits eine Klimastrategie und weitere 22 Prozent planen die Einführung einer solchen Strategie. Darüber hinaus beziehen derzeit 65 Prozent der Banken das Klimarisiko bei der Bewertung neuer Kunden oder Projekte ein, und weitere 23 Prozent planen dies.