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    Diesmal war es anders. Die Pandemie legte zwar die europäische Wirtschaft lahm und verursachte den stärksten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber die EU und ihre Mitgliedstaaten konnten durch entschlossenes Handeln eine wirtschaftliche Katastrophe abwenden.  

    Mit Geld und Unterstützung für Unternehmen und Privatpersonen bewahrten die Staaten ihre Wirtschaft trotz Lockdowns, Ausgangs- und Reisebeschränkungen vor größeren Schäden. Als die Maßnahmen gelockert wurden, konnten die Firmen so wieder rasch durchstarten.

    Der Investitionsbericht 2021/2022 der EIB zeigt, wie die Pandemie die Wirtschaft strapazierte und was sie den Unternehmen in der EU abverlangte. Wichtigste Punkte:

    • Viele europäische Unternehmen erlitten massive Umsatzrückgänge. Das beeinträchtigte zwar die Investitionen, hatte aber weniger Auswirkungen als anfangs befürchtet.
    • Durch das entschlossene staatliche Handeln konnten sich Unternehmen über Wasser halten und die Menschen blieben in Arbeit. Die Unterstützung kam den Firmen zugute, die sie am dringendsten brauchten.
    • Öffentliche Hilfen kompensierten Einkommenseinbußen privater Haushalte und stützten die Nachfrage.

    Die europäische Wirtschaft ist auf Erholungskurs. Allerdings trafen weitere Viruswellen die Länder unterschiedlich hart, was die Erholung ungleichmäßiger und unsicherer machte. Mittlerweile zeigen sich auch Asymmetrien zwischen einzelnen Sektoren, Regionen sowie zwischen größeren und kleineren Unternehmen, und manche Bereiche sind wirtschaftlich und sozial anfällig geworden.

    • Die Unterstützung half, Arbeitsplätze und Fähigkeiten zu erhalten, konnte aber nicht verhindern, dass die soziale Ungleichheit wuchs und weniger in Aus- und Fortbildung investiert wurde.
    • Durch die massiven Hilfen stieg die öffentliche Verschuldung. Das birgt Risiken, vor allem für schon zuvor stark verschuldete EU-Länder.
    • Einige Unternehmen nutzen die Pandemie als Chance, sich durch Digitalisierung und Klimavorsorge neu auszurichten.

    Der Bericht

    Der Investitionsbericht wird jährlich von der Europäischen Investitionsbank veröffentlicht und gibt einen umfassenden Überblick über die Investitionstätigkeit und die Investitionsfinanzierung in der Europäischen Union. Seine Ergebnisse beruhen auf der Auswertung von Datenbanken und Umfragen, darunter EIBIS, eine jährliche Befragung von 12 500 Unternehmen in Europa. Der Investitionsbericht liefert wichtige Informationen für die Debatte über die öffentliche Förderung von Investitionen. Er zeigt auf, wo Handlungsbedarf besteht und welche Maßnahmen die größte Wirkung versprechen. Der Ergebnisüberblick fasst die Kernbotschaften des Berichts zusammen.

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    Investitionswirkung

    Die Coronakrise betraf nicht alle Unternehmen gleich stark. Weniger produktive Unternehmen litten tendenziell mehr, digitale Unternehmen weniger. Der Umsatz kleiner Unternehmen brach um rund 25 Prozent ein. Sie waren zudem mit höherer Wahrscheinlichkeit von Einbußen betroffen als mittlere oder große Unternehmen.

    • Rund 49 Prozent der EU-Firmen verzeichneten pandemiebedingt einen Umsatzrückgang, 21 Prozent dagegen einen Zuwachs.
    • Die Pandemie dämpfte die Investitionen. Der Anteil der Unternehmen, die nach eigenen Angaben im Vorjahr investierten, sank von 86 Prozent in der EIBIS 2020 auf 79 Prozent in der EIBIS 2021.

    In ganz Europa gingen die realen Bruttoanlageinvestitionen – eine Messgröße der Investitionen – deutlich zurück, aber nicht so stark, wie vorhergesagt. Sie erholten sich innerhalb von nur zwei Jahren vom Pandemieschock. Zum Vergleich: Nach der globalen Finanzkrise dauerte es mehr als zehn Jahre.

    • Zum Ende des zweiten Quartals 2020 waren die realen Investitionen in der EU gegenüber dem vierten Quartal 2019 um 14,6 Prozent eingebrochen. Allerdings erholten sie sich rasch wieder und erreichten im zweiten Quartal 2021 das Niveau von 2019.
    • Die öffentlichen Investitionen stiegen stetig. In Süd-, Mittel- und Osteuropa wuchsen sie 2020 um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr, in West- und Nordeuropa um ein Prozent.

     

    Wirtschaftliche Risiken

    Die öffentlichen Hilfen für Unternehmen waren überlebenswichtig und flossen hauptsächlich bedarfsorientiert. Da sie auf Firmen mit stärkeren Umsatzrückgängen ausgerichtet waren, halfen sie ansonsten solide aufgestellten Unternehmen erfolgreich, kurzfristige Schwierigkeiten zu bewältigen. So ließ sich auch vermeiden, dass einige Unternehmen ihre Investitionsprogramme kürzen oder ganz aufgeben müssen.

    • EU-weit erhielten 56 Prozent der Firmen finanzielle Unterstützung in Form von Kreditgarantien, Zuschüssen zur Sozialversicherung oder der Stundung von Zahlungen.
    • Bis zu 35 Prozent der europäischen KMU im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor wären ohne die Hilfen in Existenznot geraten. Das geht aus einer detaillierten Zusatzbefragung zur EIBIS hervor.

    Die meisten Unternehmen haben die Krise überstanden, doch in einigen besonders schwer betroffenen Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Unterhaltungsindustrie kann die Situation prekär sein. Der Anteil ausfall- oder insolvenzgefährdeter Firmen ist ebenfalls gestiegen, vor allem in bestimmten Sektoren. Die Zahl der Insolvenzen ist zwar bislang erstaunlich gering, könnte aber trotz der Erholung noch steigen.

     

     

    Größere Ungleichheiten

    Die Unterstützung half Unternehmen, Arbeitsplätze und Fähigkeiten zu erhalten, konnte aber nicht verhindern, dass die soziale Ungleichheit wuchs und weniger in Aus- und Fortbildung investiert wurde. Sie hielt die Unternehmen jedoch davon ab, Mitarbeitende zu entlassen und dann in der Erholung neue Arbeitskräfte finden zu müssen.

    • In Europa hielten Programme für Beurlaubungen und Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit im Zaum. Die Hilfen konnten jedoch nicht verhindern, dass sich der Arbeitsmarkt für junge und weniger gut ausgebildete Menschen verschlechterte.
    • Schulschließungen haben soziale Ungleichheiten weiter verschärft und belasten benachteiligte Kinder stärker.
    • Wegen der Pandemie wurde weniger in Personalschulungen investiert. Das könnte in Zukunft die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen.

     

    Digitale Kluft

    Die Pandemie hat den Strukturwandel in der Wirtschaft beschleunigt, und europäischen Unternehmen wird immer klarer, wie dringend die Digitalisierung ist. Die Kluft zwischen Unternehmen, die die Digitalisierung schneller vorantreiben, und den Nachzüglern scheint ebenfalls zu wachsen – mit Folgen für Beschäftigung und Löhne und Gehälter.

    • 55 Prozent der Unternehmen sehen infolge der Pandemie mehr Digitalisierungsbedarf. Eine wachsende Zahl (45 Prozent) meint, dass die fehlende digitale Infrastruktur in einigen Teilen Europas Investitionen behindert.
    • EU-Unternehmen treiben zwar die Digitalisierung als Reaktion auf die Coronakrise voran, aber weniger als US-Firmen. 46 Prozent der EU-Firmen haben in der Pandemie verstärkt digitalisiert, gegenüber 58 Prozent in den Vereinigten Staaten.
    • In Europa sind 26 Prozent der Unternehmen weder digital fortschrittlich, noch auf dem Weg, sich digital besser aufzustellen. In den USA sind es 18 Prozent.
    • Die Einführung moderner Digitaltechnologien kam 2020–2021 in Europa nicht voran. Mit rund 61 Prozent der Firmen blieb der Stand unverändert.

     

    Grüner Wandel

    Firmen integrieren zunehmend Klimamaßnahmen in ihre Strategien, vor allem in Regionen, in denen es bereits zu Wetterextremen kam. Auch die Risiken, die der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft mit sich bringt, werden den Firmen in der EU allmählich bewusst. Dies gilt sowohl für Unternehmen in Sektoren, die traditionell „braun“ oder CO2-intensiv sind, als auch für Firmen in „grünen“ Branchen. Kleinere Unternehmen haben die künftigen Herausforderungen allerdings meist weniger vor Augen.

    • Rund 58 Prozent der Unternehmen in der EU sehen sich von den physischen Risiken des Klimawandels betroffen.
    • Der Anteil der Firmen, die klimabezogene Investitionen planen, stieg in der EIBIS 2021 auf 47 Prozent gegenüber 41 Prozent im Vorjahr.
    • 46 Prozent der EU-Unternehmen führen Monitoring-Ziele für die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch ein.

    Die Unternehmen dürften sich künftig stärker mit Transitionsrisiken befassen, weil vermehrt Angaben zu Emissionen verlangt werden und auch der Finanzsektor genau darlegen muss, wie groß das Klimarisiko der Investmentportfolios ist. Mit einer klaren Dekarbonisierungsstrategie und Beratung zu Fördermitteln und Finanzierungen könnte die EU die Klimainvestitionen ankurbeln.