Eine wegweisende internationale Initiative soll armen Ländern in Afrika den Zugang zu Impfstoff gegen Covid-19 sichern und die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern
Niemand ist sicher, bis alle sicher sind. Denn Infektionskrankheiten machen nicht an Grenzen halt. Deshalb ist es wichtig, dass alle Länder, ob arm oder reich, Zugang zu einem Impfstoff gegen Covid-19 haben.
Genau das ist das Ziel von COVAX, einer globalen Initiative der Impfallianz Gavi, der Weltgesundheitsorganisation und der Koalition für Innovationen in der Epidemievorsorge. Mit Unterstützung der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission will COVAX allen Ländern einen gerechten Zugang zu einem Impfstoff gegen Corona verschaffen.
„Nur durch eine faire und gerechte Verteilung der erfolgreichen Covid-19-Impfstoffe können wir die Pandemie überwinden und die schlimme Lage in den Entwicklungsländern verbessern“, erklärt Raffaele Cordiner von der Europäischen Investitionsbank, der an dem Projekt mitarbeitet. „Die gemeinsamen Anstrengungen der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission als Team Europe unterstreichen, wie wichtig der multilaterale Ansatz für die Lösung weltweiter Gesundheitsprobleme ist. Europa setzt ein Zeichen der Solidarität mit unseren Mitmenschen, das in dieser schwierigen Zeit Hoffnung macht.“
Die Bank der EU stellt 400 Millionen Euro für eine innovative COVAX-Abnahmegarantie für Impfstoffe (Advance Market Commitment, AMC) bereit. So sollen 92 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen Zugang zu sicheren und wirksamen Corona-Impfstoffen erhalten. Die Impfdosen selbst werden aus Spendengeldern finanziert. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation und dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF hilft Gavi den Ländern außerdem bei der Vorbereitung und Durchführung der Impfkampagne. Durch diese Kombination stellt COVAX sicher, dass die Schwächsten in allen Ländern zeitnah und unabhängig vom Einkommen geimpft werden können.
Doch COVAX gewährleistet nicht nur den fairen Zugang. Die Initiative beschleunigt auch die Entwicklung und Herstellung von Covid-19-Impfstoffen. Außerdem hilft sie bei den Impfkampagnen und sorgt etwa für eine geschlossene Kühlkette bei der Verteilung der Impfdosen.
An der COVAX-Initiative beteiligen sich fast 100 finanzstarke Länder. Mit Geld und Know-how fördern sie die gemeinsame Entwicklung und den Kauf von Impfstoffen. Diesem geberfinanzierten Modell haben sich inzwischen 92 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen angeschlossen, darunter Länder südlich der Sahara und in der südlichen Nachbarschaft der EU, die sich die Impfstoffe sonst nicht leisten könnten. „Die Initiative ist ein echtes Zeichen der Solidarität“, meint Anna Lynch, die als Expertin für Biowissenschaften bei der Europäischen Investitionsbank an der COVAX-Finanzierung mitwirkte. „Europa hat zwar zunächst die Grenzen dicht gemacht, um die Pandemie einzudämmen, war dann aber auch bereit, für einen gerechten Zugang zu Impfstoffen zu sorgen.“
Die Hälfte der Länder mit niedrigem und ein Viertel der Länder mit mittlerem Einkommen müssen wegen der Coronakrise mit massiven Schäden für die Wirtschaft rechnen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge könnte die Zahl der Menschen, die weltweit hungern, durch die Pandemie um weitere 132 Millionen wachsen.
„Diese Krise ist beispiellos, weil sie weltweit und überall zeitgleich auftritt“, erklärt Debora Revoltella, Chefvolkswirtin der EIB. „Sie trifft nahezu alle Länder und Regionen der Welt. In den meisten, wenn nicht allen, hat Corona eine der schwersten Wirtschaftskrisen aller Zeiten auslöst.“
Gleicher Zugang zu Impfstoffen für Arm und Reich
Impfstoffe bieten mit die beste Chance, die Pandemie mit allen ihren Folgen für die Gesundheit und die Wirtschaft zu überwinden.
COVAX finanziert die Entwicklung mehrerer potenzieller Impfstoffe. Die Initiative unterstützt die Herstellung von Impfstoffen in großen Mengen und verhandelt mit den Herstellern über deren Preis. Mit dem Geld von COVAX können die Hersteller sofort Produktionskapazitäten aufbauen und den Impfstoff produzieren, auch wenn die klinischen Studien noch laufen. Wenn der Impfstoff dann zugelassen ist, stehen die Dosen direkt bereit.
Durch COVAX soll sichergestellt werden, dass alle Länder rasch und in etwa zeitgleich Zugang zu sicheren und wirksamen Impfstoffen haben. Nur so lässt sich die Pandemie unter Kontrolle bringen und nur so können wir letztlich ihre Auswirkungen auf uns und auf Wirtschaft, Gemeinwesen, Handel und Reisen eindämmen.
In der akuten Phase der Pandemie soll COVAX vor allem gewährleisten, dass alle Länder ausreichende Lieferungen und Ressourcen erhalten, um die am stärksten gefährdeten Personen zu impfen – Angehörige der Gesundheits- und Sozialdienste, Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen. Die Impfstoffe werden nach dem Fair Allocation Framework der WHO gerecht zwischen finanzstarken Volkswirtschaften und Ländern verteilt, die im Rahmen der Impfstoff-Abnahmegarantie förderfähig sind.
Gemeinsam stark
Die Europäische Investitionsbank hat alles Menschenmögliche getan, um das COVAX-Paket so rasch wie möglich zu schnüren und auf den Weg zu bringen, versichert Raffaele Cordiner von der EIB. „Wir haben unglaublich schnell und gut zusammengearbeitet, um die akute Phase der Pandemie zu beenden und die Wirtschaft wieder anzukurbeln.“
Das Darlehen der Europäischen Investitionsbank ist durch eine Garantie des Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung besichert. Mit dem Fonds fördert die Europäische Kommission eine proaktive Entwicklungspolitik und unterstützt in erster Linie Investitionen in der Nachbarschaft der EU und in Afrika. Außerdem gibt die Europäische Union selbst noch 100 Millionen Euro für die COVAX-Initiative.
Durch diese gemeinsame Impfstoff-Initiative wird es für Wirtschaft und Gesellschaft hoffentlich bald wieder bergauf gehen. Gleichzeitig sinkt das Risiko, dass die Pandemie erneut aufflammt. COVAX zeigt: Gemeinsam sind wir stark.